Entstehung des Teckpokalfliegens
Jonny Brand (Einleitende Worte von Jonny Brand zum 40-jährigen Teckpokal-Jubiläum)
1962 machte Herr Hans Graupner einen Geschäftsbesuch bei der Firma Schumacher in München.
Dort war ich, zufällig anwesend. Herr Graupner wusste, dass ich Landesmodellflugreferent
in Bayern war, und fragte mich, ob ich ihm dabei helfen könne, in Kirchheim/Teck einen Hangflugwettbewerb
nach internationalen Sportregeln zu veranstalten. Ich sagte ja, machte für das Jahr 1963 eine Ausschreibung
und verschickte sie an alle Aero-Clubs und Modellflugvereine in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
An dem laut Ausschreibung festgelegten Termin fuhr ich mit einem Modellflugkollegen meines Vereins nach Kirchheim.
Auf der Bergstraße von Owen auf die Teck hinauf streikte plötzlich unser Auto und blieb stehen.
Wir stiegen aus, um nach der Ursache zu sehen, als in diesem Augenblick Herr Graupner mit seinem Auto vorbeikam und uns auf der Strasse sah.
Er hielt an und forderte uns auf, schnell in sein Auto zu steigen. Wir müssten ja auf die Teck hinauffahren,
denn die Teilnehmer oben warteten ja auf den Beginn des Wettbewerbs. Oben angekommen stellte ich mit Freude fest, dass bereits 34 Teilnehmer anwesend waren.
Ich packte schnell meine Unterlagen aus und schrieb für jeden Teilnehmer eine Startkarte aus.
Nachdem die Startreihenfolge ausgelost war, konnte der erste Durchgang beginnen.
Dies war die Geburtsstunde des 'Teckpokals'.
Für mich war es sehr stressig, ich war nämlich alles in einer Person:
Wettbewerbsleiter, Sportleiter, Startleiter, Zeitnehmer und Landerichter, ich schrieb die Ergebnisliste und machte die Siegerehrung.
Herr Graupner stiftete einen schönen Pokal und viele Sachpreise.
So führte ich die ersten sechs Teckpokal-Wettbewerbe durch. Da die Teilnehmer jedes Jahr zahlreicher wurden, brachte ich immer den einen
oder anderen Kamerad aus meinem Landesverband mit, um die steigenden Teilnehmerzahlen zu bewältigen.
In der Zwischenzeit konnten die ortsansässigen Modellflieger sehen, wie eine nach internationalen Sportregeln anerkannte Modellflugveranstaltung
durchgeführt werden musste, damit die erflogene Leistung auch anerkannt wurde.
Seither führen sie alle Jahre das Teckpokalfliegen in eigener Regie durch. Und siehe da, einer der beliebtesten und größten Hangflugwettbewerbe feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Jubiläum.
Allen Teilnehmern und Helfern wünsche ich noch viele erfolgreiche Jahre.
Jonny Brand
Chronik des Teckpokalfliegens
1963: Zum ersten Teckpokal im Jahre 1963 hatte die Fliegergruppe Wolf-Hirth um Gerhard Rein eingeladen. Es nahmen 34 Teilnehmer die Einladung an. Damals übernahmen die
wettbewerbserfahrenen Modellflieger Jonny Brand unter Mithilfe der Herren Tröger, Staudinger und Kramer die sportliche Leitung.
Es zeichnete sich im Wettbewerb ein hartes Duell zwischen den favorisierten Münchner und den Teck-Fliegern ab. Der erste Wanderpokal ging erwartungsgemäß an Hans Schumacher.
Erwähnenswert ist, dass das ursprüngliche 'Fliegen um Wendemarken' mangels Wind nicht durchgeführt werden konnte, stattdessen wurde ein Zeitflug mit Ziellandung verlangt.
1964: Im Folgejahr stellten sich dann schon 63 Piloten der Aufgabe 'Fliegen um Wendemarken'. Innerhalb von 5 Minuten waren zehn Strecken zu absolvieren, und anschließend hieß es,
zielgenau zu landen. Damals gewann Alfred Amarotico aus München den Wanderpokal. Mit dem Weilheimer Alfred Schaufler war der erste Teckflieger auf Platz 3 mit nur 14 Punkten Rückstand.
Die Bastlerzentrale H.Ellinger (Stuttgart) stiftete einen Jugendpokal, der damals an Harald Neckar (München) ging.
1965: Neben Teilnehmern aus Bayern und Baden-Württemberg fanden jetzt auch ein paar Modellflieger aus Norddeutschland den Weg an die Teck. Das Wetter ermöglichte das 'Wendemarkenfliegen'.
Gewinner war Helmut Scharsach aus München. Sieger in der Jugendklasse wurde wieder Harald Neckar.
1966: Mit 85 Teilnehmern war im Jahre 1966 eine weitere Steigerung der Teilnehmerzahl zu verzeichnen. Diesmal war der Wind zu kräftig, um das Wendemarkenfliegen' durchzuführen.
Gefordert wurde stattdessen ein Zeitflug von 200 Sekunden mit Ziellandung im Kreis.
1967: 100 Modellflugsportler waren in diesem Jahr angereist. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahlen wurde in diesem Jahre ein Zeitflug mit Ziellandung gefordert.
Erstmal erhielten die Platzierten die beliebten Teckpokal-Medaillen in Gold, Silber und Bronze.
1968: Das sechste Teckpokalfliegen wurde erstmals am Hörnle mit 124 Teilnehmern ausgetragen. Mangels Wind startete man hauptsächlich mit dem Seil.
Neu war auch ein Wettbewerb für originalgetreue Modelle, welche von den Zuschauern bewertet wurden. Leider konnten diese Modelle mangels Wind nicht vorgeflogen werden.
1969 In der Ausschreibung wurde zum ersten Mal erwähnt, dass aus organisatorischen Gründen möglicherweise nicht alle Meldungen berücksichtigt werden könnten. Die Teilnehmerzahl blieb konstant,
dafür wurde das Teckpokalfliegen internationaler: weitere Teilnehmer aus Österreich und 2 Teilnehmer aus Maribor (damalige Jugoslawien) waren am Start.
Zum ersten Mal lag auch der sportliche Teil der Veranstaltung in den Händen von Gerhard Rein und der Fliegergruppe Wolf-Hirth.
Die Teilnehmer wurden erstmals mit Startnummern ausgestattet. Auch der Wettbewerb für originalgetreue Modelle wurde wiederum durchgeführt.
1970: 155 Teilnehmer gingen in diesem Jahr an den Start. Schwierige Bedingungen bescherte der stürmische Wind, der so manche Landung weitab vom Kreis mit sich brachte.
Den Wettbewerb für originalgetreue Modellekonnte Gerhard Held aus Altbach für sich entscheiden. Das Publikum hatte mehrheitlich für seine GO 242 votiert, die in diesem Jahr auch
im Flug zu sehen war.
1971: Insgesamt waren es 175 Teilnehmer. Im Teilnehmerfeld waren erstmals Piloten aus Frankreich. Nach einem ersten problemlosen Durchgang schlief der Wind im zweiten Durchgang ein.
Ein Hochstart war untersagt, somit 'soffen' viele Teilnehmer ab und das Frequenzchaos war perfekt. Der Wettbewerb wurde unterbrochen und der Durchgang annulliert.
Nach kurzer Pause wurde mit Hochstart weitergeflogen.
1972: Der erste runde Geburtstag stand an. Die Fliegergruppe Wolf-Hirt hatte zum zehnten Teckpokalfliegen geladen und 210 Modellflugsportler kamen von nah und fern.
Zum ersten Mal waren auch Teilnehmer aus der Schweiz und sogar Teilnehmer aus den USA am Start.
Mit Gaby Schweikl aus Weilheim/Oberbayern war die erste weibliche Teilnehmerin beim Teckpokal am Start.
1973: Mit stabiler Teilnehmerzahl startete die elfte Auflage. Aufgrund der vielen Teilnehmer waren wieder nur 3 Durchgänge möglich.
Der Wettbewerb für naturgetreue Modelle mutierte in ein reines Schaufliegen, in dem sehenswerte Modelle gezeigt wurden.
Die Firma Graupner führte ihren ferngelenkten Hubschrauber Bell 212 Twin Jet an der Teck vor.
1974: Mit 250 Teilnehmer war wiederum ein Ansteigen der Teilnehmerzahl zu verzeichnen. Gestartet wurde mit Hochstartschnur.
Die lokale Presse vermeldete 1000 Zuschauer.
1975: Das 13. Teckpokalfliegen brachte einige Neuerungen. Die Mitglieder des neugegründeten Modellsport-Clubs Kirchheim waren jetzt für die Ausrichtung verantwortlich.
Unter der Leitung von Walter Enderle galt es ca. 300 Teilnehmer durchzuschleusen. Der Wettbewerb begann verzögert, da am falschen Hang aufgebaut wurde.
Zum zweiten Mal wurde am Hörnle geflogen. Es herrschte eiskalter und stürmischer Wind. Im Teckboten stand: 'Flugmodelle zerschellten - es schneite Balsaholz'.
1976: Ca. 280 teilnehmer waren am Start. Mangels Wind wurde in allen 3 Durchgängen mit Hochstartschnur gestartet.
1977: Mit über 300 Teilnehmer hatte der Teckpokal seine Rekordteilnehmerzahl erreicht. Bei bestem Wetter konnte dank der guten Zusammenarbeit das Pensum bewältigt werden.
Der Teckbote titelte: 'Neuer Rekord: 600 Starts an einem Tag'. Insgesamt wurden 3 Durchgänge geflogen.
1978: Stürmisch böiger Wind und Regen waren das Hauptmerkmal des diesjährigen Teckpokalfliegens. Etliche Teilnehmer verzichteten auf einen Start aufgrund nicht geeigneter Modelle.
Obwohl die Wertungsflüge am Samstagmittag wegen Regens abgebrochen werden mussten, gelang es dem Veranstalter 3 volle Durchgänge mit dem knapp 300 Teilnehmer starken Teilnehmerfeld durchzuführen.
Teilnehmer aus den USA und den Niederlanden sorgten für zusätzliches internationales Flair.
1979: Bei konstanter Teilnehmerzahl waren am Hohenbol ideale Hangflugbedingungen. Zwei Durchgänge waren erwartungsgemäß am ersten Tag durchgezogen worden.
Der zweite Tag war von Dauerregen geprägt und der Wettbewerb wurde abgebrochen.
1980: Ca. 250 Teilnehmer kamen zum Wettbewerb. Erstmals wurde ein Computer für die Auswertung eingesetzt, und für den Transport des teuren Geräts hatte man eigens eine spezielle Versicherung abgeschlossen.
1981: Bei Windstille bzw. leichtem Südwind hatten alle Piloten so ihre Probleme. Starts mit der Hochstartschnur waren angesagt. Angereist waren ca. 200 Piloten. Firma Graupner stellte ihre Neuheit 'Weihe 50' vor.
1982: Beim 20. Teckpokalfliegen herrschte Jubiläumswetter. Neu in diesem Jahr war ein Computer-Terminal auf dem der aktuelle Stand des Klassements zu sehen war.
Der Schauspieler Siegfried Rauch besuchte die Veranstaltung an der Teck.
1983: In diesem Jahr ist es passiert. Der Berichterstatter des Teckboten schrieb über das 22. Teckpokalfliegen, obwohl es erst das 21. war. Dieser Fehler blieb unbemerkt und setzte sich über die Jahre fort.
Erst im Rahmen der Recherche-Arbeit zum 40. Jubiläum fiel der Fehler auf und wurde im Jahre 2000 korrigiert, indem man einfach zum zweiten Mal das 38. Teckpokalfliegen ausflog.
Aus den Zwischenfällen des Vorjahrs im Landekreis hatte man gelernt und verlangte die Landung jetzt in einem rechteckigen Feld, welches in Segmente unterteilt war. Dieses Landefeld hat mit wenigen geringfügigen
Änderungen noch heute Bestand.
1984: Eisiger Wind gemischt mit Regenschauern begrüsste die ca. 200 angereisten Piloten. Zwei Durchgänge wurden am Samstag geflogen. Am Sonntag macht das Wetter eine Fortführung unmöglich.
1985: Dichter Nebel verzögerte den Start des Wettbewerbs. Knapp 150 Modellpiloten waren gekommen. Der Teckbote würdigte das Teckpokalfliegen mit einer kompletten Bilderserie.
1986: Unstimmigkeiten mit der Naturschutzbehörde zwangen den MSC Kirchheim den Teckpokal bereits Ende Mai durchzuführen. Erstmals wurden die Sieger mittels der 1000er-Relativwertung ermittelt.
Hierbei erhält der Durchgangsbeste 1000 Punkte, die anderen bekommen ihrer Leistung entsprechend weniger Zähler.
Zum ersten und einzigen Mal war auch das Fernsehen vor Ort, welches im Rahmen der Senderreihe 'Treffpunkt' über das Modellfliegen berichtete.
1987: Die Veranstaltung stand lange auf der Kippe. Zunehmende bedenken seitens der Naturschutzbehörde drohten dem traditionsreichen Wettbewerb ein Ende zu machen.
Schließlich konnte Wettbewerbsleiter Walter Enderle die ca. 160 Teilnehmer begrüßen. Fehlende Parkplätze und unzureichende Camping-Möglichkeiten beeinträchtigten
eine ansonsten wie gewohnt reibungslos ablaufende Veranstaltung.
1988: Zum Termin Mitte Juni fanden sich wieder über 160 Teilnehmer an der Teck ein. Diesmal am Osthang (Hörnle), dort wurde der Wettbewerb nach 1968 und 1975 zum dritten Mal ausgetragen.
1989: Bedingt durch das sehr schlechte Wetter waren nur noch knapp 120 Modellflieger an den Start gegangen. Der MSC ist hier nur knapp einem Totalausfall entgangen. Selbst die Siegerehrung am Platz fand bei strömendem Regen statt.
1990: Warum heisst die Veranstaltung eigentlich Hangflug-Wettbewerb ? Es musste schon wieder auf die Hochstartschnur zurückgegriffen werden. Trotzdem konnten von den ca. 130 Piloten 5 Durchgänge geflogen werden.
1991: Kaiserwetter und ideale Hangflugbedingungen erwarteten die rund 140 Teilnehmer am Hörnle. Umrahmt wurde die Veranstaltung von zwei Flugvorführungen bemannter Segelflugzeuge.
1992: Trotz idealen Windbedingungen fanden sich dieses Mal nur 113 Teilnehmer am Wettbewerb ein. Am zweiten windstillen Tag kamen die neuen Hochstart-Winden von Graupner zum Einsatz.
Aus einer Laune des Wettbewerbsleiters Walter Enderle heraus wurde die Klasse der Altherren kurzerhand in 'Edelsenioren' umbenannt.
1993: Hans-Peter Gölz übernahm als Organisator und Wettbewerbsleiter das Teckpokalfliegen. Trotz guter Thermikverhältnisse am Osthang machten die meisten der 120 Teilnehmer einen Windenstart.
1994: Hochstart am Hohenbol Samstags. Sonntags dann endlich wieder Teck-Wetter, so dass Handstart möglich war.
Erstmals konnten 6 Durchgänge bei einem Teckpokalfliegen durchgeführt werden. Als Reaktion darauf, dass in den vergangenen Jahren immer öfters Hochstart gemacht werden musste und somit oft (zu)
viel vom Thermik-Glück abhing, ließ der Veranstalter die Teilnehmer über die Einführung eines Streichresultats abstimmen, welches auch mit deutlicher Mehrheit gewünscht wurde.
Als prominenter Gast konnte Motorrad-Rennfahrer Ralf Waldmann begrüsst werden.
1995: Die Teilnehmerzahl ist inzwischen wieder leicht gestiegen auf 150. Gute Wetterbedingungen am Hohenbol ermöglichten einen zügigen Ablauf des Wettbewerbs.
1996: Bei Nebel und Nieselregen wurden die Teilnehmer begrüsst. Der frisch gebackene Weltmeister Franz Weißgerber führte im Show-Teil sein F5B-Modell vor.
1997: Bei sommerlichen Bedingungen am Hörnle war es möglich den knapp 140 Teilnehmern sechs volle Durchgänge zu bieten. Kirchheims Bürgermeister Heinz Eininger überreichte die Pokale.
1998: Wetterglück bescherte den Wettbewerb. Sämtliche Starts wurden an den Winden durchgeführt. Trotz steigender Teilnehmerzahl konnten 5 Wertungsdurchgänge absolviert werden.
In der Fachzeitschrift 'Modell' wird über das 'Urgestein Teckpokal' berichtet. 'Alles funktioniert dort reibungslos. Aufruf, Start und Bewertung der Landung. Keine Hektik kommt auf, und das ist wohl der Schlüssel zum Erfolg.'
1999: Zum vierten Mal fand der Wettbewerb am Hörnle statt. Die 165 Teilnehmer bedeuteten seit 12 Jahren mal wieder einen Rekord.
2000: Es wurde bei ausreichend Wind ausschliesslich mit Handstart am Hohenbol geflogen. Am ersten Tag bewältige man 3 Durchgänge. Dauerregen am Sonntag machte eine Fortsetzung des Wettbwerbe unmöglich.
Die Siegerehrung fand in der Kantine der Firma Graupner statt. Der Teckbote widmete dem Teckpokalfliegen eine Sonderseite.
2001: Noch ganz unter dem nachhaltigen Eindruck des Terroranschlags in den USA begann dieses Teckpkalfliegen mit einer Gedenkminute. Bei stürmischen Wind am Westhang fing der Wettbewerb zügig an,
da die Wetterprognosen nichts Gutes verhießen. Am Abend hatte der Veranstalter nach 640 Starts vier Durchgänge 'im Sack'. Das war auch gut so, der Sonntag war unfliegbar.
Wieder fand die Siegerehrung in der Kantine der Firma Graupner statt. Erstmalig wurden von der Fachzeitschrift 'Aufwind' ausgelobte Mannschaftspokale vergeben.